Zum Weltfahrradtag am 3. Juni 2022: ADFC kritisiert lasche Polizei-Kontrollen
Mehr Sicherheit im Radverkehr! Der ADFC Baden-Württemberg fordert zum Weltfahrradtag am 3. Juni 2022, konsequentere Kontrollen von Überholabständen und kritisiert die mangelnde Bereitschaft der Behörden, die bestehenden Regelungen zu überwachen.
Sicherheit im Radverkehr? Fehlanzeige. Wie eine aktuelle Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos zeigt, halten Sicherheitsbedenken viele Menschen vom Radfahren ab: 42 Prozent der Befragten halten es für zu gefährlich. „Das zeigt ganz deutlich, dass viel mehr für die Sicherheit von Radfahrendengetan werden muss“, sagt Benedikt Glitz vom ADFC Baden-Württemberg. Dazu gehören nicht nur sichere Radwege und ein durchgängiges Radnetz, sondern auch regelmäßige und konsequente Kontrollen der bestehenden Regeln seitens der Polizei.
Abstände werden nicht eingehalten
Wie etwa die gesetzlichen Regelungen zum Mindestüberholabstand, den Autofahrende gegenüber Radfahrenden einhalten müssen: Die laut Straßenverkehrsordnung (StVO) klaren Vorgaben von 1,50 Meter inner- und zwei Meter außerorts werden in der Realität viel zu selten eingehalten – und ebenso wenig von den zuständigen Behörden kontrolliert.
Der ADFC hat in Baden-Württemberg Abstandsmessungen mit dem OpenBikeSensor durchgeführt und über 7.500 Überholvorgänge dokumentiert. „Das Ergebnis ist erschreckend“, so Glitz. Innerorts wurde bei der Hälfte aller Überholvorgänge der Mindestüberholabstand nicht eingehalten – außerorts sogar bei vier von fünf. „Fehlender Abstand ist gefährlich, fühlt sich gefährlich an und hält Menschen vom Radfahren ab“, so Glitz.
Ursache für dieses gefährliche Verhalten ist zum Teil die Unkenntnis der Autofahrenden, eine falsche Einschätzung des tatsächlichen Abstandes und eine mangelnde Einsicht. Aus Sicht des ADFC müssen Kontrollen so lange regelmäßig durchgeführt wer-den bis sicheres Überholen von Radfahrenden selbstverständlich ist.
Handeln statt auf Unfälle zu warten!
Der ADFC fordert daher die Polizeibehörden auf, regelmäßiger und konsequenter Verstöße zu kontrollieren und zu sanktionieren. „Es gibt kein Regelungsproblem, allerdings leider ein Einstellungsproblem – die Polizei sieht in zu geringen Überholabständen vielerorts kein Problem und kontrolliert deswegen nicht oder zu wenig“, so Glitz. Auf die ADFC-Initiative, gemeinsame Aktionen zu den Themen Überholabstand und sicherer Radverkehr durchzuführen, reagierten von 13 baden-württembergischen Polizeidirektionen lediglich drei. Darunter die Direktion in Stuttgart, die auch am Weltfahrradtag Abstandkontrollen durchführt und an einem Infostand (15-18 Uhr, Erwin-Schoettle-Platz) gemeinsam mit dem ADFC Stuttgart zum Thema Radverkehrssicherheit aufklärt.
Das zuständige Innenministerium erachtet auf ADFC-Anfrage Abstandskontrollen nur unfallbezogen für sinnvoll. „Doch dann ist es für viele Radfahrende schon zu spät, denn ein Unfall beim Überholen endet viel zu leicht tödlich. Und die Angst hält Menschen von vornherein vom Radfahren ab“, gibt Glitz zu bedenken. Daher gelte es jetzt zu handeln. Das Motto „Nicht so wild, gibt Schlimmeres“ müsse sich ändern: „Denn damit erweist die Polizei der Verkehrswende und der Radverkehrssicherheit nur einen Bärendienst“, so Glitz.
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