Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Baden-Württemberg e. V.

© ADFC / Ronny Schönebaum

Das Fahrrad lohnt sich: für eine wehrhafte Demokratie

Eine starke Demokratie lebt von engagierten Bürger*innen und aktiver Zivilgesellschaft. Radverkehr erleichtert Begegnungen, stärkt Zusammenhalt und ermöglicht soziale Teilhabe

Demokratie lebt von einer engagierten Zivilgesellschaft

Die demokratischen Strukturen in Deutschland und weltweit geraten zunehmend unter Druck. Die Freiheit von Wissenschaft und Presse sowie die Gleichberechtigung von Minderheiten werden sowohl von autoritären Regimen als auch von rechtsextremen Strömungen im Inneren angegriffen. Um Menschen an den politischen Rändern wieder für demokratische Werte zu gewinnen, braucht es gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dieser entsteht im täglichen Miteinander – durch ehrenamtliches Engagement, Bildungsangebote sowie Sport- und Kulturveranstaltungen. Ziel muss es sein, starke Vereine und zivilgesellschaftliche Strukturen zu fördern und gezielte Maßnahmen für Integration und soziale Teilhabe zu unterstützen. Denn echte Teilhabe entsteht nur dort, wo Menschen sich einbringen und dazugehören können – im Sportverein, im Ehrenamt oder in der Nachbarschaft.

Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, ist nicht abgeschottet, sondern erlebt seine Umgebung unmittelbar. Diese Nähe stärkt die Identifikation mit dem eigenen Lebensumfeld – eine wichtige Grundlage für Engagement in Nachbarschaft, Umwelt und Stadt.

Ehrenamtliches Engagement baut Brücken

Ein lebendiges Beispiel für dieses Engagement ist der ADFC Baden-Württemberg: Rund 1.000 aktive Ehrenamtliche setzen sich täglich auf Landes-, Kreis- und Ortsebene für bessere Bedingungen für den Radverkehr und eine lebenswerte Mobilität vor Ort ein.

Sie tun dies aus der Überzeugung, dass Fahrradfahren ein Gewinn für ihren Ort darstellt und weil sie diesen aktiv mitgestalten möchten. Dafür beschäftigen sie sich mit Radverkehrsplanungsprozessen vor Ort, verfassen Stellungnahmen, bilden sich weiter, organisieren Radtouren und nehmen oft abends an Gemeinderatssitzungen, Ausschüssen oder Verkehrsschauen teil. Sie stehen am Wochenende an einem Infostand auf Märkten oder organisieren eigene Veranstaltungen. So investieren die Ehrenamtlichen im Land ihre private Zeit, um lokale Entwicklungen konstruktiv zu begleiten. Gleichzeitig bilden sie eine wichtige Schnittstelle zwischen Zivilgesellschaft und politischen Entscheidungsträger*innen und vertreten dabei die Interessen von Gruppen, die im Verkehrssystem bislang wenig berücksichtigt wurden – und tragen so dazu bei, dass diese sicher mit dem Fahrrad mobil sein können.

Mobilität als Voraussetzung für soziale Teilhabe

Mobilität ist eine zentrale Voraussetzung dafür, Angebote zu nutzen, Menschen zu begegnen und aktiv am gesellschaftlichen Leben mitzuwirken, egal ob im Ehrenamt oder im Alltag.  

Jeder fünfte Haushalt in Deutschland besitzt kein Auto (MiD 2023). Für viele ist individuelle Automobilität nicht selbstverständlich – sei es aus finanziellen Gründen, wegen des Alters, körperlicher Einschränkungen, fehlender Fahrerlaubnis oder einer bewussten Entscheidung dagegen. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche, ältere Menschen, Menschen mit geringem Einkommen, Menschen mit Behinderung, Alleinerziehende oder Menschen mit Migrationsgeschichte.

Für sie bietet das Fahrrad eine bezahlbare, zugängliche und flexible Möglichkeit, selbstbestimmt mobil zu sein. Die Vielfalt an Fahrradmodellen eröffnet passgenaue Lösungen für unterschiedliche Bedürfnisse. Das Fahrrad in all seinen Varianten erweitert den Aktionsradius mobilitätseingeschränkter Menschen erheblich und stärkt ihre Autonomie. So bieten Spezialräder, Dreiräder oder Tandems Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zusätzliche Chancen auf mehr Selbstständigkeit und gesellschaftliche Teilhabe.

Radfahren bedeutet zudem Mobilität auf Augenhöhe: Man bleibt im Kontakt mit der Umgebung und begegnet anderen direkt im öffentlichen Raum.

Darum ist der weitere Ausbau barrierearmer Infrastrukturen essenziell, um Kinder, Menschen mit Migrationsgeschichte, Menschen mit Behinderung und ältere Menschen in ihrer aktiven Mobilität zu unterstützen.

Nebenbei profitieren alle von inklusiver Stadtplanung, denn sie macht öffentliche Räume auch mit Rollkoffer oder Kinderwagen zugänglicher. Fahrradmobilität ist gut für alle Menschen.

Um allen Menschen gesellschaftliche Teilhabe durch Fahrradmobilität zu ermöglichen, muss die neue Landesregierung:

  • Barrierefreiheit und bezahlbare Mobilitätsangebote für alle Menschen schaffen.
  • Fahrsicherheitstrainings, Verkehrserziehungsprojekte, Fahrradbasare sowie Selbsthilfewerkstätten sowohl kommunikativ als auch finanziell unterstützen, damit alle Menschen Zugang zu Fahrradmobilität erhalten.  
  • Das Fahrrad als ein Werkzeug für mehr Gerechtigkeit und Teilhabe anerkennen.
  • Vereine und Verbände als Partner in Radverkehrsplanung und Öffentlichkeitsarbeit auf Landes-, Kreis- und Ortsebene einbinden.

Der ADFC Baden-Württemberg steht der neuen Landesregierung als verlässlicher Partner zur Seite – sowohl bei der Umsetzung konkreter Infrastrukturprojekte als auch bei der Entwicklung und Durchführung landesweiter Programme zur Verkehrssicherheit. Mit seiner langjährigen Erfahrung und dem breiten fachlichen Know-how bringt der Verband praxisnahe Perspektiven ein und unterstützt eine zukunftsfähige, sichere und nachhaltige Mobilität im Land.

Quellen: siehe Positionspapier (in der blauen Infobox als PDF zum Download)

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