Neckartal-Radweg, zwei Radfahrer auf dem Weg zur Burg Hornberg in den Weinbergen mit Blick ins Neckartal

Neckartal-Radweg Burg Hornberg © Geschäftsstelle Neckartal-Radweg / Adrian Weng

Radverkehrsanalyse als Tool für Touristiker

Radverkehrsanalyse Baden-Württemberg Pilotprojekt Neckartal-Radweg

Der Radverkehr hat in den letzten Jahren stetig an Bedeutung gewonnen. Er ist umweltfreundlich und flächeneffizient, trägt zum Klimaschutz bei und entlastet Städte und Kommunen. Im Tourismusbereich ist der Radverkehr zudem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Radverkehrsanalysen liefern Zahlen und Fakten, die die ökonomische Bedeutung des Fahrradtourismus belegen.

Radverkehrsanalyse Baden-Württemberg Pilotprojekt Neckartal-Radweg

Baden-Württemberg hat sich als Raddestination mit 21 Landesradfernwegen aufgestellt, die das Rückgrat der radtouristischen Vermarktung bilden. Diese Routen gehören zum RadNETZ und sind somit auch in der Strategie zum Wegeerhalt priorisiert. Mit dem Ziel, den Fahrradtourismus zu untersuchen und insbesondere seine ökonomische Bedeutung zu belegen, wurde 2019/2020 eine Analyse der Radverkehrsströme auf Landesradfernwegen in Baden-Württemberg initiiert.

Um ein valides Abbild zum Radverkehrsgeschehen darzustellen und aktuelle und belastbare Nutzerdaten zu erfassen, wurde eine vertiefende Untersuchung des touristischen Radverkehrs im Rahmen eines Pilotprojektes durchgeführt. Der Neckartal-Radweg wurde hierbei als Pilotradroute ausgewählt.

Die nun vorliegenden Ergebnisse der Radverkehrsanalyse Baden-Württemberg spiegeln mit einer umfangreichen Marktforschungsgrundlage das fahrradtouristische Geschehen auf dem Neckartal-Radweg wider. Die Datenlage kann sowohl als Grundlage für die Evaluierung der bisherigen, als auch insbesondere für die künftige Marketingausrichtung genutzt werden und umfasst zudem essentielle Argumente für Maßnahmenpläne zum infrastrukturellen Erhalt der Radroute. Die Untersuchung enthält neben Informationen zum Radverkehrsaufkommen nicht nur die exakten Angaben für die spezifische Nutzerabgrenzung, sondern auch Informationen zu deren Ansprüchen und Verhaltensweisen.

Mit der Berechnung zur Anzahl der Radreisenden, des Ausgabeverhaltens, des Verhältnisses der Einnahmen durch den Radtourismus zu den Kosten für den Betrieb des Neckartal-Radwegs, der Wertschöpfung sowie des Beschäftigungsäquivalentes trifft die Radverkehrsanalyse Baden-Württemberg maßgebliche Aussagen zur wirtschaftlichen Bedeutung des Radfernweges. Die in dieser Studie aufgenommenen Untersuchungsinhalte im Hinblick auf mögliche Potenziale sollen zudem neue Trends und Nutzerbedürfnisse aufzeigen und geben einen Ausblick auf anzustrebende Entwicklungen im Radverkehr.

Benefits einer Radverkehrsanalyse:

  • Genauere Planung von Marketingmaßnahmen (z.B. anhand der Quellgebiete der Kunden) und damit effektive Mittelverwendung
  • Präzisierung der Produktentwicklung (z.B. anhand der Altersstruktur der Kunden)
  • Planbarkeit & Priorisierung der Infrastrukturmaßnahmen (z.B. Priorisierung von stark befahren Abschnitten bei der Einrichtung von Rastplätzen oder der Oberflächenerneuerung)
  • Bereitstellung von wichtigen Grundlageninformationen für Förderanträge und Investitionsentscheidungen

Methodischer Aufbau der Radverkehrsanalyse

Mit Radverkehrsanalysen wird die Radverkehrsnachfrage auf einem Radfernweg oder innerhalb einer Raddestination untersucht. Methodisch bestehen Radverkehrsanalysen aus drei Elementen – einem quantitativen und einem qualitativen Erhebungselement sowie der verknüpfenden Datenauswertung.

  • Automatische Radzählgeräte erfassen die Radverkehrsmengen über den Jahresverlauf bzw. die Radsaison (April bis Oktober) und geben Aufschluss zum Radverkehrsaufkommen.
  • Zusätzlich finden Radfahrerbefragungen an den Standorten dieser Zählstellen statt. Ein eigens hierfür entwickelter Fragebogen liefert Erkenntnisse zu Nutzergruppen, Ausgabeverhalten und soziodemografischen Aspekten. Auch Reiseweiten, die Orientierung vor Ort und das Buchungsverhalten werden abgefragt.
  • Über die anschließende Datenanwendung werden die Radverkehrszahlen mit den Befragungsergebnissen verknüpft. Das ermöglicht Aussagen zu den Anteilen der Nutzergruppen (Tagestouristen, Radreisende) am gesamten Radverkehrsgeschehen. Mit diesen Daten sind Wertschöpfungsberechnungen ebenso möglich wie die Gegenüberstellung der Einnahmen aus dem Radtourismus und der Kosten für den Radwegeunterhalt. Somit können diese Daten als Argumentationsgrundlage für Investitionsentscheidungen und Marketingmaßnahmen dienen.

Datenanwendung und Analyse der radtouristischen Nutzergruppen

Aus der Verknüpfung der Zählergebnisse mit den Angaben aus den Befragungen lassen sich die Anteile der Nutzergruppen des Radwegs ableiten. Dabei wird die jahreszeitliche Verteilung des touristischen Radverkehrsaufkommens ebenso berücksichtigt wie spezifische Kriterien der Zielgruppen. Bei den Radwanderern sind das die Reisedauer, die Gesamt-Reiseweite und die Länge der Etappen. Für die Tagestouristen sind die Fahrtweiten und die Abstände zwischen den Erhebungsstandorten wichtig für die Berechnung.

Da Radwanderer möglicherweise an mehreren Zählstellen erfasst werden können, Tagestouristen aber maximal an einer, werden die Zahlen der Nutzergruppen herunter- bzw. hochgerechnet.

Betrachtung der ökonomischen Bedeutung des Fahrradtourismus

Über die Verknüpfung der Zählergebnisse mit dem Ausgabeverhalten der Radtouristen ist es möglich, die radtouristische Wertschöpfung zu berechnen und daraus das so genannte Beschäftigungsäquivalent abzuleiten. Wertschöpfung und Beschäftigungsäquivalent sind wichtige ökonomische Kenngrößen.

Zusätzlich kann durch das so genannte Einnahmen/Kosten-Verhältnis anschaulich gemacht werden, ob Investitionen in die radtouristische Infrastruktur effizient eingesetzt werden. Der Einsatz öffentlicher Finanzmittel für den Radwegebau und -erhalt ist begrenzt und bedarf einer Begründung. Ein günstiges Verhältnis zwischen den Einnahmen aus dem Fahrradtourismus und den Ausgaben der öffentlichen Haushalte kann helfen, diese Kosten zu rechtfertigen.

Der kontrastreichste Flussradweg Deutschlands

Neckartal-Radweg

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Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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