Hohe Geschwindigkeiten, fehlende Radinfrastruktur und Schwerlastverkehr laden nicht zum Radfahren ein.

Hohe Geschwindigkeiten, fehlende Radinfrastruktur und Schwerlastverkehr laden nicht zum Radfahren ein. © ADFC BW

Wissenschafliche Studie: Schnelles und dichtes Überholen ist gefährlich

Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wurde untersucht, wie sich Überholvorgänge mit unterschiedlichen Abständen und Geschwindigkeiten auf Radfahrende auswirken.

In ihrer experimentellen Studie haben Christof Gromke und Bodo Ruck vom KIT seitliche Druckbelastungen von Überholvorgängen auf Radfahrende untersucht. Dafür wurden die Geschwindigkeiten (40, 60, 80 und 100 km/h) und Überholabständen (0.5, 1.0, 1.5 und 2.0 Meter) variiert und die Wirkung auf vier Radfahrtypen gemessen.

Anhand der Experimente wurden wechselnde Druck- und Sogphasen, die während eines Überholvorgangs auf Radfahrende wirken, festgestellt. Charakteristisch ist eine anfängliche Druckphase, die nach kurzer Zeit in eine Sogphase übergeht. Die Autoren betrachten diesen Teil eines Überholvorgangs, in dem ein schneller Kräftewechsel stattfindet, als besonders relevant für die Sicherheit von Radfahrenden. Die schnellen Kräftewechsel können dazu führen, dass Radfahrende abrupte Lenkbewegungen machen, die wiederum zu unkontrollierten Fahrmanövern führen. Die Verkehrssicherheit Radfahrender leidet folglich unter großen Differenzen zwischen der Druck- und Sogphase und kurzen Zeitspannen zwischen den Wechseln der zwei Phasen.

Anhand der Experimente konnte festgestellt werden, dass mit zunehmender Fahrzeuggeschwindigkeit und abnehmenden Überholabständen die Druck- und Sogphase ausgeprägter ist. Ebenso bedingen hohe Geschwindigkeiten und niedrige Überholabstände einen schnellen Wechsel zwischen den Spitzen der Druck- und Sogphase. Außerdem ist davon auszugehen, dass größere Fahrzeuge einen größeren Effekt verursachen als der im Experiment verwendete Kombi.

Die Kombination aus hohen Geschwindigkeiten und niedrigen Überholabständen ist aufgrund von schnell wechselnden starken Druck- und Sogphasen für Radfahrende besonders gefährlich.

Aufgrund der Ergebnisse schlagen die Forscher vor, die Überholgeschwindigkeit bei der Festlegung von Überholabständen mit zu berücksichtigen.

Übrigens sind die in der Studie gemessenen Kräfte, die beim Überholen auf Radfahrende wirken, mit den Kräften typischer Zugdurchfahrten an einem Bahnsteig vergleichbar.

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