Die Siegerstädte des ADFC-Fahrradklima-Tests 2020
Wie immer mit Spannung erwartet: Die Ranglisten des ADFC-Fahrradklima-Tests. Welche Städte haben in den einzelnen Größenkategorien am besten abgeschnitten? Welche Städte haben den größten Sprung nach vorne gemacht?
Üblicherweise findet die Präsentation der Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests und die Auszeichnung der Siegerstädte mit Vertreter*innen der Städte und weiteren Gästen im Bundesverkehrsministerium statt. In diesem Jahr musste die Zeremonie etwas anders ausfallen. Die Gäste waren per Videokonferenz zugeschaltet, während Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und der ADFC-Bundesvorsitzende Ulrich Syberg die Ehrungen vornahmen.
Scheuer nannte in der Eröffnungsrede sein Haus das "Bundesministerium für Radverkehr" in Anspielung auf die Radverkehrsförderung, die das Bundesministerium dem Radverkehr zukommen lässt, unter anderem mit Fördermitteln in Rekordhöhe. "Am Geld scheitert es nicht, jetzt müssen wir sehen, dass die Maßnahmen auf der Straße ankommen. Deutschland Fahrradland ist keine Phantasie, sondern wird immer mehr zur Realität", so der Minister weiter.
ADFC-Bundesvorsitzender Ulrich Syberg bedankte sich beim Minister für die Unterstützung durch das BMVI. Er nannte einige Daten des ADFC-Fahrradklimatest 2020: "Die Durchschnittsnote von 3,9 ist kein gutes Zeichen, da besteht noch sehr viel Luft nach oben." Dafür sei die Teilnahme an der Umfrage überwältigend: Etwa 230.000 Teilnehmer*innen bedeuten einen Zuwachs von 36 Prozent. Alle Städte über 50.000 Einwohner*innen haben genug Stimmen gesammelt, um in die Wertung zu kommen - ein großer Erfolg.
ADFC-Vizebundesvorsitzende Rebecca Peters sagte zum Abschluss: „Seit Corona ist überdeutlich geworden: Die Menschen in Deutschland wollen mehr Radfahren – und zwar auf guten, breiten Radwegen. Häufige Alltagserfahrung ist aber immer noch: Radwege sind zu schmal, zugeparkt oder durch Baustellen unterbrochen. Dass Städte nicht Jahrzehnte brauchen, sondern auch schnell fahrradfreundlicher werden können, zeigen Frankfurt am Main, Berlin und Düsseldorf. Wir brauchen jetzt flächendeckende Radwegenetze im ganzen Land. Das Fenster der Gelegenheit ist sperrangelweit offen!“
Alle Ergebnisse
Das Städteranking und alle weiteren Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2020 zum Download finden Sie hier. Dazu gibt es eine interaktive Ergebniskarte zum schnellen Auffinden der Ergebnisse einzelner Städte.
Wachablösung bestätigt
Beim ADFC-Fahrradklima-Test 2018 hatte Karlsruhe den langjährigen Spitzenreiter Münster als fahrradfreundlichste Großstadt abgelöst. Daran hat sich nichts geändert – Münster konnte sich den Titel nicht zurückholen. Mit einer Durchschnittsnote von 3,07 bleibt Karlsruhe damit in der Städtegröße 200.000 bis 500.000 Einwohner*innen vorne und wird damit auch als fahrradfreundlicher beurteilt als Bremen mit der Note 3,57. Die Hansestadt ist in der Kategorie ab 500.000 Einwohner*innen Spitzenreiterin. Hinter Münster gelangt Freiburg im Breisgau erneut auf den dritten Platz.
Bei den Großstädten über 500.000 Einwohner*innen kommen hinter Bremen Hannover und Frankfurt am Main ins Ziel. Frankfurt schafft es damit erstmals aufs Treppchen und wird für viel Engagement belohnt: In Zusammenarbeit mit dem Radentscheid Frankfurt wurde der Stadtverordnetenbeschluss „Fahrradstadt Frankfurt am Main“ beschlossen und mit Leben gefüllt – es gibt neues Personal für Radverkehrsbelange, neue Radspuren wurden eingerichtet, 4.000 neue Fahrradabstellplätze geschaffen und vieles mehr. Göttingen bleibt bei den Großstädten mit 100.000 bis 200.000 Einwohner*innen auf Platz eins, gefolgt von Erlangen und Heidelberg.
Die Spitzenreiter der kleineren Städte
Je kleiner die Städte, desto häufiger kommen Orte aus klassischen Fahrradregionen in die Wertung. In der Kategorie 50.000 bis 100.000 Einwohner*innen siegt Nordhorn vor Bocholt und Konstanz. Die beiden Erstplatzierten tauschen damit gegenüber 2018 die Plätze, während Konstanz die dritte Platzierung hält.
In der Kategorie 20.000 bis 50.000 Einwohner*innen behauptet sich Baunatal auf dem obersten Treppchen, während Meckenheim und Westerstede die Plätze zwei und drei neu erobern. Bei den Städten bis 20.000 Einwohner tauschen die beiden Erstplatzierten ebenfalls die Platzierungen: Wettringen schneidet dieses Mal am besten ab, gefolgt von Reken und Rutesheim, das sich neu in der Spitzengruppe einfindet.
Aufholer
Besonderes Augenmerk liegt auf den Städten, die die größten Fortschritte beim Fahrradklima gemacht haben. Denn hier hat sich in aller Regel am meisten für Radfahrende getan. Bei den Städten über 500.000 Einwohner*innen ist das Frankfurt am Main. Die Stadt hat sich dadurch auch gleich aufs Treppchen katapultiert.
Größte Überraschung ist wahrscheinlich Wiesbaden, das bei den Großstädten den größten Fortschritt machte. Und das nun bereits zum zweiten Mal in Folge. Dass es noch nicht für einen Spitzenplatz reicht, liegt daran, dass sich Wiesbaden tatsächlich von ganz unten auf den Weg gemacht hat. Ein gutes Beispiel dafür, dass konsequentes Engagement sich lohnt – auch von einer beinahe hoffnungslos wirkenden Position heraus.
Der ADFC-Fahrradklima-Test 2020 wartete zudem mit einer neuen Kategorie auf: Die Auszeichnung ging an die Stadt Berlin, deren Maßnahmen während der Corona-Pandemie von den Teilnehmer*innen besonders positiv bewertet wurden.